DGT-ITB Wissenschaftspreis 2021

Verleihung des DGT-ITB Wissenschaftspreises 2021

Zum 27. Mal wurde diesen Herbst der DGT-ITB Wissenschaftspreis verliehen. Die hochrangig besetzte Jury von Professor:innen und Wissenschaftler:innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz bewerten insgesamt 22 eingereichte Arbeiten und vergaben Preise in vier Kategorien: Beste Dissertation, beste Nachwuchsarbeit, beste Arbeit im Bereich eTourism und beste Arbeit zum Thema Nachhaltigkeit. Durch das doppelt-blinde Begutachtungsverfahren, an dem mehr als 40 DGT-Mitglieder mitgewirkt haben, konnten vier hervorragende Abschlussarbeiten des Jahrgangs 2020/21 mit touristischer Themenstellung ausgezeichnet werden.

Aufgrund der pandemischen Lage, fand die Preisverleihung im Rahmen der DGT-Jahrestagung 2021 am Freitag, den 19. November 2021, im Europa-Park in Rust statt.

 

Preisträger:innen des DGT-ITB Wissenschaftspreis 2021

Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Tourismuswissenschaft e.V. zusammen mit diesjährigen Preisträgern/innen

 

 

Kategorie: Beste Dissertation

Hannelene Schilar, Universität Freiburg

betreut von Tim Freytag

 

Arctic Tourism Representations and the Voices Within

 

 

Die Dissertation ‘Arctic Tourism Representations and the Voices Within' untersucht Tourismusdarstellungen in Nordfennoskandien mit einem qualitativen, ethnographischen Ansatz. Tourismusdynamiken werden aus einer Diskursperspektive heraus betrachtet, wobei Aufmerksamkeit auf die prozessualen diskursiven Konstruktionen gelenkt wird, die sich hinter vereinfachten Tourismusbildern verbergen. Die Dissertation stützt sich auf umfangreiche Feldforschung mit lokalen Tourismusakteur*innen und analysiert die Art und Weise, wie sie in ihrer Arbeit, ihrem Leben und ihren Produkten Bedeutungen aushandeln. Am Beispiel von lokalen Souvenirs und Kunsthandwerk werden verschiedene Prozesse des Othering, der Authentifizierung und Ethnisierung aufgezeigt. Im nordfennoskandischen Kontext wird insbesondere die sprachliche Trennung in ethnische Sámi und nicht-Sámi Personen, Kunsthandwerk und Gemeinschaften hervorgehoben. Die Arbeit gibt ein fundiertes Beispiel dafür, wie lokale Kultur(en), Ethnien und Menschen mit kommerziellem Tourismus als äußerer und innerer Dynamik interagieren.

Preisträgerin Hannelene Schilar mit Laudator Prof. Dr. Jürgen Schmude

 

 

Kategorie: Beste Nachwuchsarbeit

Louisa Hendrich, MCI

betreut von Theresa Mitterer-Leitner

 

Authentic Tourism: How the (indigenous) Tour Guide impacts perceived authenticity and customer satisfaction

 

Die Arbeit untersucht Authentizität in einem touristisch-interagierenden Umfeld. Die Studie konzentriert sich auf Reiseleiter und ihren Einfluss auf wahrgenommene Authentizität (WA) sowie Kundenzufriedenheit. In einer quantitativen Umfrage mit Kunden eines chilenischen Individualreiseveranstalters wurden Daten über wahrgenommene objektive, konstruktive und existentielle Authentizität von indigenen und nicht-indigenen Reiseleitern erhoben. Statistische Analyse zeigt, dass sich für erfahrenen Kunden ein authentischer wahrgenommener Fremdenführer positiv auf die WA der gesamten Tour auswirkt. Die WA des Reiseleiters und der Tour haben wiederum einen positiven Einfluss auf die Zufriedenheit mit dem Reiseerlebnis. Von den drei Authentizitätsdimensionen des Reiseleiters hat die existenzielle Komponente die stärkste Auswirkung auf die Zufriedenheit. Außerdem wird ein Unterschied zwischen der WA von einheimischen und nicht-einheimischen Reiseleitern deutlich. Indigenen Fremdenführer schneiden bei objektiven/ konstruktiven Authentizitätskriterien besser ab. Die Studie veranschaulicht die Korrelationen zwischen Reiseleiter, Authentizität und Zufriedenheit. Sie unterstreichet ferner die Rolle der Indigenität in der Wahrnehmung von Authentizität. Implikationen und Forschungsansätze werden diskutiert.

Preisträgerin Louisa Hendrich mit Laudatorin Prof. Dr. Anna Klein

 

 

Kategorie: Beste Arbeit zum Thema eTourismus

Niklas Reitz, MCI

MA betreut von Ralph Berchtenbreiter

 

E-Tourismus - Erfolgsfaktoren einer Reiseveranstalter-Website als Informations- und Distributionskanal

 

Eine Reiseveranstalter-Website besteht aus verschiedenen Faktoren, die einen Einfluss auf die Buchungsabsicht der Kundinnen und Kunden besitzen. Das Internet und der damit entstandene Electronic-Commerce (E-Commerce) im Tourismus erleichtert Reisenden den Zugang zu Informationen und beeinflusst das Buchungsverhalten. Diese Entwicklung bietet Reiseveranstaltern die Möglichkeit durch eine professionelle Website das Unternehmen zu repräsentieren und Kundinnen und Kunden anzusprechen und zu gewinnen. Websites entwickeln sich für Reiseveranstalter zu einem wichtigen Instrument zur Distribution und Informationssuche in der Tourismusbranche. Diese Arbeit beinhaltet eine Literaturanalyse, die eine Website im Tourismus als Informations- und Distributionskanal erläutert sowie verschiedene Faktoren einer Reiseveranstalter-Website betrachtet, die einen Einfluss auf die User Experience besitzen. Das Ziel der empirischen Forschungsmethode ist es, den Einfluss einzelner Faktoren auf die Buchungsabsicht im deutschsprachigen Raum (Österreich, Deutschland und Schweiz) bei Reiseveranstalter-Websites zu untersuchen. Die quantitative Forschungsmethode setzt an dieser Fragestellung an, welche Faktoren einer Reiseveranstalter-Website die Buchungsabsicht im deutschsprachigen Business-to-Consumer (B2C) Bereich positiv beeinflussen. Im Zuge dessen wird der Zusammenhang zwischen den Faktoren „Struktur und Aufbau“, „Inhalt und Informationsqualität“, „Funktionalität“ und „Vertrauens- und Glaubwürdigkeit“ und der Buchungsabsicht empirisch untersucht.

Preisträger Niklas Reitz mit Moderator Tobias Klöpf

 

 

Kategorie: Beste Arbeit zum Thema Nachhaltigkeit im Tourismus

Elena Eckert, Hochschule Bremen

MA betreut von Rainer Hartmann

 

Assessment of sustainable tourism development in Windhoek, Namibia.

 

 

 

Die Bewertung der Nachhaltigkeit einer touristischen Destination mithilfe von Kriterien und Indikatoren ist eine weit verbreitete Herangehensweise im Bereich der Nachhaltigkeitsbilanzierung. Bei diesem Vorgehen werden jedoch selten die lokalen Umstände in der Destination näher betrachtet und entsprechend in Form einer Anpassung des Erhebungsinstruments berücksichtigt. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es daher am Fallbeispiel der Stadt Windhoek in Namibia lokale Besonderheiten zu identifizieren und mithilfe eines adaptierten Indikatorensets messbar zu machen.

Eine Vielzahl von qualitativ und quantitativ erhobenen Daten bilden die Grundlage für die Bewertung der einzelnen Indikatoren. Basierend auf den Ergebnissen können Aussagen über die nachhaltige Tourismusentwicklung in Windhoek getroffen und Handlungsempfehlungen ausgesprochen werden. Darüber hinaus wird eine Verfeinerung der Bilanzierungsmethodik für die zukünftige Messung und Bewertung von Nachhaltigkeit in Destinationen mit unterschiedlichen Rahmenbedingungen entwickelt. Die Ergebnisse der Arbeit verdeutlichen die Notwendig der Anpassung von Messinstrumenten an lokale Begebenheiten und dienen als Grundlage für zukünftige Adaptationsprozesse.

 

 

Preisträgerin Elena Eckert mit Laudator Prof. Dr. Ralf Roth und DGT-Vorstandsmitglied Dr. Tanja Hörtnagl-Pozzo