DGT-ITB Wissenschaftspreis 2022

Verleihung des DGT-ITB Wissenschaftspreises 2022

Zum 28. Mal wurde diesen Winter der DGT-ITB Wissenschaftspreis verliehen. Die hochrangig besetzte Jury von Professor:innen und Wissenschaftler:innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz bewerten insgesamt 33 eingereichte Arbeiten und vergaben Preise in vier Kategorien: Beste Dissertation, beste Nachwuchsarbeit, beste Arbeit im Bereich eTourismus und beste Arbeit zum Thema Nachhaltigkeit im Tourismus. Durch das doppelt-blinde Begutachtungsverfahren, an dem mehr als 60 DGT-Mitglieder mitgewirkt haben, konnten vier hervorragende Abschlussarbeiten des Jahrgangs 2021/22 mit touristischer Themenstellung ausgezeichnet werden.

Die Preisverleihung fand im Rahmen der DGT-Jahrestagung 2022 am Freitag, den 9. Dezember 2022, auf dem Gurten in Bern statt.

Preisträger:innen des DGT-ITB Wissenschaftspreis 2022

 

 

Kategorie: Beste Dissertation

Adrian Pfammatter, Universität Bern

betreut von Artur Baldauf und Monika Bandi Tanner

Inter-Organizational Cooperation in Tourism: Unravelling the Phenomenon and Examining Local Opportunities

 

In den heutigen dynamischen Unternehmenslandschaften haben Kooperationen zwischen Organisationen eine wichtige Bedeutung. Die Relevanz dieses Themas gilt insbesondere im Tourismus, zumal hier bestimmte Besonderheiten, z.B. der Netzwerkcharakter oder die Kleinstrukturiertheit des touristischen Angebots, Anreize zur Zusammenarbeit von Organisationen schaffen. Die Dissertation behandelt interorganisationale Kooperation im Tourismus. Ein differenziertes Verständnis dieses Phänomens wird entwickelt und drei Studien werden vorgestellt. In Studie I werden durch eine systematische Literaturanalyse eine strukturierte Wissensbasis und ein gesamtheitliches Modell zur interorganisationalen Kooperation im Tourismus geschaffen. Die weiteren Studien liefern empirische Erkenntnisse darüber, wie Hotels von Aktivitäten zum Teilen von Ressourcen mit lokalen Partnern profitieren. Studie II präsentiert einen Nutzenvergleich verschiedener solcher Aktivitäten für unterschiedliche Arten von Hotelbetrieben. Studie III fokussiert auf das Teilen von Ressourcen von Hotels untereinander. Die Resultate legen nahe, dass Hotelmanager bei der Umsetzung solcher Aktivitäten Überlegungen zur eigenen betrieblichen strategischen Ausrichtung anstellen sowie Gefahren des Übereifers berücksichtigen sollten.

 

 

Kategorie: Beste Nachwuchsarbeit

Stefan Brida, MCI

betreut von Christoph Engl

Ist die Ferienhotellerie bereit für Dynamic Pricing? Fairness-Wahrnehmung von Dynamic Pricing in der Ferienhotellerie in Tirol und Vorarlberg

 

Dynamic Pricing (DP) gewinnt zunehmend an Bedeutung. Während DP technisch realisierbar ist, müssen Unternehmen die Umsatzsteigerungspotenziale mit den Fairness-Risiken abwägen. In der Ferienhotellerie wird die Fragestellung, inwieweit DP als fair wahrgenommen wird und welche Faktoren die Preisfairness beeinflussen, nicht aufgegriffen.

Auf Basis einer systematischen Literaturanalyse werden die Preisfairness-Wahrnehmung sowie deren Einflussfaktoren als Forschungshypothesen abgeleitet. Zur empirischen Überprüfung wird eine explanative szenariobasierte Onlinebefragung mit einem Experiment erstellt und 541 Gäste befragt.

Die multiregressions- und korrelationsanalytischen Auswertungen verdeutlichen, dass die Mehrheit DP als fair wahrnimmt. Beim Preis-Informationsgrad sowie der DP-Bekanntheit  werden signifikant positive Zusammenhänge mit der Preisfairness-Wahrnehmung belegt. Beim Alter wird ein signifikant positiver Zusammenhang erwiesen. Einkommen, Herkunft und Bildungsniveau zeigen keine signifikanten Zusammenhänge, aber deutliche Unterschiede in der deskriptiven Auswertung. Beim Reisegrund, dem Geschlecht sowie der Urlaubshäufigkeit werden keine Zusammenhänge mit der Preisfairness-Wahrnehmung festgestellt. Auf Basis der Ergebnisse wird das Forschungsmodell adaptiert und sieben Elemente für ein erfolgreiches kundenorientiertes DP definiert.

 

 

Kategorie: Beste Arbeit zum Thema eTourismus

Lisa-Marie Frank, Hochschule München

betreut von Christoph Engl

Naturerlebnisse im digitalen Zeitalter – Untersuchung der Akzeptanz einer Augmented Reality Applikation im Wandertourismus

 

Der Wettbewerb zwischen Wanderdestinationen ist groß, weshalb eine Differenzierung durch innovative Produkte umso wichtiger ist. Eines dieser Produkte ist Augmented Reality, mit der sich Wanderdestinationen von der Konkurrenz abheben können. Dafür muss die Technologie jedoch von Wanderinnen und Wanderern akzeptiert werden. Ziel der Bachelorarbeit von Lisa-Marie Frank war es deshalb, die Akzeptanz von Augmented Reality Applikationen im Wandertourismus zu untersuchen. Zusätzlich wird aufgezeigt, welche Zielgruppe affin für diese Technologie ist und inwiefern Wanderdestinationen damit langfristig einen Wettbewerbsvorteil erzielen können. Zur Beantwortung der Fragen wurde ein Fragebogen erstellt und eine quantitative Datenerhebung mit 391 Personen durchgeführt. Wie sich herausstellte, weisen die Teilnehmenden im Durchschnitt eine Indifferenz für Augmented Reality Applikationen beim Wandern auf. Dem gegenüber steht, dass mehr als 80 % der Stichprobe die Technologie ausprobieren möchte. Anhand Analyse und Interpretation dieser und weiterer Ergebnisse können Wanderdestinationen entscheiden, ob sie eine Augmented Reality Applikation in ihre Strategie implementieren möchten.

 

 

Kategorie: Beste Arbeit zum Thema Nachhaltigkeit im Tourismus

Therese Maier, Universität Innsbruck

betreut von Mike Peters

Changing Responsible Behavior: Implications for the Development of Sustainable Tourism

 

Verantwortungsvoller und nachhaltiger Tourismus sind in den letzten Jahrzehnten zu weit verbreiteten Paradigmen geworden. Die Tourismusbranche ist jedoch nach wie vor von Massentourismus betroffen, und die COVID-19-Pandemie verdeutlichte die Kluft zwischen Nachhaltigkeit in Theorie und der tatsächlichen Umsetzung nachhaltiger Tourismuskonzepte, Nachhaltigkeit steht zwar auf der Agenda touristischer Destinationen, aber die Umsetzung bleibt oft aus. Daher sind ein nachhaltiges Umdenken, eine Neujustierung des Verhaltens und mehr Verantwortung erforderlich. Ziel dieser Arbeit ist es, aufzuzeigen, wie verantwortungsvolle Tourismuspraktiken unter den Stakeholdern einer Destination angeregt und gefördert werden können. Zur Beantwortung der Forschungsfrage wurden qualitative, semi-strukturierte Experteninterviews mit angebotsseitigen Interessensgruppen einer Destination durchgeführt. Mithilfe der Integration von Verhaltenstheorien lieferten die Interviews umfassende Einblicke in das Verständnis von verantwortungsvollem Tourismus, identifizierten Verhaltensmuster, wahrgenommene Verantwortlichkeiten, Herausforderungen und Treiber für nachhaltige Entwicklungen. Die Ergebnisse ermöglichten die Erarbeitung von Motivatoren, Implikationen und Strategien für Stakeholder zur Umsetzung verantwortungsvoller Tourismuspraktiken. Konkrete Handlungsempfehlungen wurden für Tourismusbetriebe und Tourismusverbände entwickelt.